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ThemaBrand verhalten von gehäckseltem Mais8 Beträge
RubrikEinsatz
 
AutorGerr8it 8S., Hückelhoven / NRW515175
Datum18.10.2008 12:258251 x gelesen
Hallo,

ist Mais als Edukt z.B. für die BIOgas Produktion (Reif geerntet und gehäckselt) „auf Halde “Brennbar? Hat jemand Erfahrung damit und sogar ein paar sicherheitstechnische Kennwerte?


Gruß aus Hückelhoven


Gerrit


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AutorMark8us 8W., Schwäbisch Gmünd / Baden - Württemberg515177
Datum18.10.2008 12:276409 x gelesen
Im Sinne der Selbstentzündung sicher nicht.

Trockensubstanzgehalt ca. 35% -> 65% Wasser

Werte liefere ich heute nachmittag.

Gruß vom Forumsbauern,

Markus


Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer
(Antoine de Saint-Exupery)

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AutorGerr8it 8S., Hückelhoven / NRW515178
Datum18.10.2008 12:306485 x gelesen
Hallo,
schon mal danke!
intersannt ist ob es zum Brand einer Mais „Halde“ kommen kann und wie die Rahmenbedingungen sind.


Gruß aus Hückelhoven


Gerrit


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AutorMark8us 8G., Bockenheim / Hessen515181
Datum18.10.2008 12:566941 x gelesen
Hallo,

Geschrieben von Gerrit Schulmeyerintersannt ist ob es zum Brand einer Mais „Halde“ kommen kann und wie die Rahmenbedingungen sind.
Die Rahmenbedingungen kann ich mir schon vorstellen ... Popcorn bis zum Abwinken ;-)


Gruß
Markus

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AutorTorb8en 8B., Kastorf/ Kiel / Schleswig Holstein515355
Datum19.10.2008 17:415894 x gelesen
Moin

Geschrieben von Markus GroßPopcorn bis zum Abwinken ;-)

freu dich nicht zu früh, wenn der Häcksler nicht schlecht eingestellt ist, sollte da eigentlich kaum was an heilen Maiskörnern auf der Miete (Halde) ankommen. Kaputte Körne = kein Popcorn.

Ich gehe eher von einem schwelendem Brand aus. Die Maismieten, die mir bisher begegnet sind, waren auch recht feucht, ob es da überhaupt zu einer größeren Brandausbreitung kommen würde bezweifel ich intuitiv.

MkG Torben


Dieser Beitrag gibt einzig und allein meine bescheidene Meinung wieder. Nicht die der Feuerwehr Kastorf oder gar die der Feuerwehr Kiel.

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AutorMark8us 8W., Schwäbisch Gmünd / Baden - Württemberg515376
Datum19.10.2008 19:256438 x gelesen
So jetzt nochmal der Forumsbauer:
Zuerst zu Markus Wunsch nach Popcorn:
Da Kühe ganze Körner nicht verstoffwechseln können und ungenutzt ausscheiden wird sehr sorgfältig darauf geachtet, dass jedes Korn im Häcksler gecrackt wird (gleiches gilt für BGA). -> nix Popcorn (wie schon erwähnt). Die Körner sind der energiereichste Bestandteil der Pflanze und sollen natürlich zu 100% verwertet werden.

Dann zur Maissilage im Allgemeinen
Maissilage wird hergestellt indem man die gesamte Maispflanze mit einem Feldhäcksler auf eine (einstellbare) Länge von ca. 6-13mm zerkleinert (theoretischer Wert). Das sieht ungefähr so aus:



...und ist gleichzeitig der für Feuerwehr interessanteste Teil der Geschichte. Nachdem so ein Häcksler nämlich schwer arbeiten muss hat er auch gewaltigen Durst. Für den Krone BIG X mit DC V12-Motor gibt die DLG beispielsweise einen Dieseldurchsatz von 139L/h an. Deshalb verfügen diese Fahrzeuge über recht viel Diesel, beim genannten Big X mit Zusatztank 1550L. Daran sollte man denken, wenn man beim nächsten mal so ein Ding in freier Wildbahn löschen darf.

Anschließend kommt der für Bauers entscheidende Teil: Der gehäckselte Mais wird in ein Silo eingebracht und dort verdichtet. Stand der Technik ist das Fahrsilo, eine betonierte oder asphaltierte Fläche, die an den Seiten von Betonelementen begrenzt wird.



Teilweise wird auf die äußeren Mauern verzichtet und einfach ein "Haufen" gemacht:


Die Verdichtung ist sowohl für den Bauer, als auch für unsere Fragestellung interessant: Der Mais wird gewalzt um die Lufteinschlüsse im Erntegut möglichst auf Null zu reduzieren. Zum gleichen Zweck wird der Silo im Anschluss mit einer oder mehreren Folien (PE) luftdicht versiegelt. Um die Folie zu sichern wird diese mit Altreifen, Sandsäcken (ähnlich Sandsäcke von Feuerwehrs) oder Sand bedeckt.

Im anaeroben Milieu unter der Folie läuft nun die erwünschte Milchsäuregärung ab, die das Futtermittel Mais über Monate hinweg konserviert. Bei nicht fachgerechter Konservierung (ungenügende Verdichtung, schlechte Abdeckung, etc.) treten aerobe Prozesse in den Vordergrund, die dazu führen, das die Silage für die Kuh oder die Biogasanlage gefährlich wird. Der Mais geht schlicht den selben Weg wie jedes Lebensmittel aus eurem Kühlschrank das ihr offen rumliegen lasst: er schimmelt und/oder zersetzt sich.

Das ist für die Kühe nicht gut, weil Aflatoxine (Mykotoxin/Pilzgift) sich sehr negativ auf die Gesamtkonstitution der Mädels und vor allem die Fruchtbarkeit auswirken können, ebenso wenig "schmeckt" es den Bakterien in der Biogasanlage. Trotzdem kann es vorkommen, dass sich Silagen erwärmen. Die gemessenen Temperaturen bleiben dabei aber weit unter den Werten, bei denen eine spontane Selbstentzündung wie z.B. bei Heu oder Hackschnitzeln auftritt. Bei Silagen reden wir von Problemen, wenn die Temperatur sich um 10°C relativ zur Außentemperatur erhöht.

Ein Fall von spontaner Selbstentzündung ist mir nicht bekannt, und ist denke ich auch nicht vorstellbar.

Trotzdem lauern in der Nähe von Siloanlagen einige Probleme, die auch für Feuerwehrs interessant sein können:

Gefahren von Siloanlagen

  • Hochsilos: teilweise werden (veraltete) Hochsilos zur Lagerung von Mais eingesetzt. Ein Hochsilo ist das was man sich gemeinhin unter einem Silo vorstellt, ein runder Turm aus Metall/Beton/Holz oder GFK in den das Erntegut von oben eingeblasen wird. alle paar Meter findet man in der Aussenhaut eine Luke, durch die man das Ding betreten kann. Zwischen Luke und Futter können sich Gärgase ansammeln. Bei der erwünschten Milchsäuregärung bildet sich in jedem Fall CO2 (drei Todesfälle 2007 alleine in Österreich). In der Literatur sind aber auch Fälle verzeichnet, bei denen sich Bauer mitsamt Silo in die Luft jagte nachdem er zur CO2-Kontrolle eine brennende Kerze ins Hochsilo abließ. Bei starker Stickstoffdüngung und warmer Witterung kann es auch zur Bildung nitroser Gase kommen.

    Unfälle werden durch die zunehmende Verbreitung von Fahrsilos (Flachsilos) zwar weniger, kommen aber weiterhin vor. Besonders lustig fand ich, dass die landwirtschaftliche BG zu der Zeit als ich noch Hochsilos hatte den Bauern ein "Rettungsset" vorschrieb. Das Ding besteht aus einem durchsichtigen Müllsack den sich der Retter um den Kopf schnallen sollte um ins Silo einzusteigen und einer 10m Polyesterleine Marke "Kälberstrick" (D=8mm) an den man den CO2-Geschädigten anbinden und durch das Mannloch nach oben ziehen sollte. Wäre vielleicht eine sinnvolle Prävention, die Landwirte zu unterrichten, dass sie solche Rettungsmethoden bitte bitte nicht in Erwägung ziehen sollten.


  • Gärwasser: Wenn ich den organischen Stoff "Mais" verdichte entsteht "Gärwasser". Das ist zum Großteil erstmal Wasser, dass aus dem gepressten Mais entweicht - allerdings versetzt mit jeder Menge chemischer Stoffe, die sich während dem Gärprozess gebildet haben. Dieses Gärwasser ist deshalb GRUNDWASSERGEFÄHRDEND und wird aus diesem Grund auch in einer Grube in der Nähe des Silo gesammelt. Diese Grube liegt i.d.R. immer am tiefsten Punkt - dorthin wo auch unser Löschwasser läuft. Die Grube ist auf den Anfall der Gärwassermenge ausgelegt, je nach Größe der Silos kann man die mit einem BM schnell füllen. Also entweder abdichten oder frühzeitig über LöRüHa nachdenken!



Ich hab mir nochmal die Inhaltsstoff-Tabellen aus meiner Bibel durchgeschaut, finde die für Feuerwehrs eher uninteressant, wenn du sie trotzdem benötigst scann ich sie dir.

So das wars erstmal, für weitere Fragen bin ich natürlich jederzeit offen,

Gruß, MaWe


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AutorJürg8en 8K., Nittenau / Bayern515484
Datum20.10.2008 10:405880 x gelesen
DAS nenn'ich mal eine informative, umfassende Antwort auf die gestellte Frage! Kann man ja fast 1:1 für eine Ausbildung heranziehen. Auch wenn ich nicht der Fragesteller war, erstmal herzlichen Dank dafür an Markus!
Ansonsten würde mich noch interessieren, ob und welcher Unterschied dabei zu den bereits diskutierten Hackschnitzelhalden vorhanden ist. Ich gehe mal davon aus der Feuchtigkeitsgehalt, der bei Hackschnitzeln wesentlich niedriger sein dürfte, oder? Das Brandverhalten dürfte aber dann, sofern die Maissilage trotzdem mal brennt, ähnlich sein, schätze ich.


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AutorMark8us 8W., Schwäbisch Gmünd / Baden - Württemberg515512
Datum20.10.2008 12:535704 x gelesen
Hallo!
Geschrieben von Jürgen KupratAnsonsten würde mich noch interessieren, ob und welcher Unterschied dabei zu den bereits diskutierten Hackschnitzelhalden vorhanden ist. Ich gehe mal davon aus der Feuchtigkeitsgehalt, der bei Hackschnitzeln wesentlich niedriger sein dürfte, oder?

Richtig. Der Trockensubstanzgehalt von Maissilage ist signifikant (!) niedriger (30-40% TS), Daher kann ich mir eine Selbstentzündung nicht vorstellen.

Geschrieben von Jürgen KupratDas Brandverhalten dürfte aber dann, sofern die Maissilage trotzdem mal brennt, ähnlich sein, schätze ich.

Wie gesagt, ich kann mir nicht vorstellen, dass das Zeug brennt, wenn Mais sich zersetzt wird er unter Wärmeabgabe zu einer braunen, übelriechenden, matschigen Pampe. Er verflüssigt sich eher. Während man auf gut silierten Mais ganz normal laufen kann, sinkt man auf einem Schimmelnest richtig ein. Das das Zeug dann noch brennen soll glaube ich nicht.

Gruß, MaWe


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 18.10.2008 12:25 Gerr7it 7S., Hückelhoven
 18.10.2008 12:27 Mark7us 7W., Schwäbisch Gmünd
 18.10.2008 12:30 Gerr7it 7S., Hückelhoven
 18.10.2008 12:56 ., Bockenheim
 19.10.2008 17:41 ., Kastorf/ Kiel
 19.10.2008 19:25 Mark7us 7W., Schwäbisch Gmünd
 20.10.2008 10:40 Jürg7en 7K., Nittenau
 20.10.2008 12:53 Mark7us 7W., Schwäbisch Gmünd
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