DIN Deutsches Institut für Normung e. V.
If I remember correctly - Wenn ich mich recht erinnere ...
Moin,
Geschrieben von Timo Schlicht Geschrieben von jürgen schmitz"Dass er keine Fehlerstromschutzschaltungswirkung mit SEA hat ist klar."
Ok, dann sind wir uns ja einig.
Einspruch. Die hat das Ding auch voll und ganz im Fw-Netz. Nur muss um den Stroimkreis zu schließen ein zweiter Erdschluss als Fehler auftreten. Ist eigentlich nicht anders wie im Hausnetz, nur dass dort der erste Erdschluss bereits in der Betriebserdung des Trafos in der Umspannstation erfolgt. Einen FI (oder hier eher "DI", Differenzstromschutzschalter, benötigt Hilfsenergie, deren ausbleiben dann für mgewöhnlich zum Abschalten führt und damit gegenüber einem echten FI einen Wiederanlaufschutz bietet) interessiert nur, ob durch die durch ihn geführten Leiter in Summe der Strom Null fließt. Was auf der einen Ader zur Pumpe fließt kommt auf der anderen zurück, wird durch die andere Flussrichtung negativ gezählt und ergibt damit insgesamt Null Differenzstrom. Tritt hingegen ein Fehler auf, der einen Strom über den Schutzleiter (der nicht durch den Summenstromwandler des FI geführt ist) oder direkt zur Erde fließen lässt, fehlt dieser Fehlerstrom in der Bilanz des RCD (Residual Current operated Device; neunormdeutsch für FI) und bei mehr als 30 mA (Standardgröße für Personenschutz bei direktem Berühren; gibt auch größere, die einen aber eher weniger retten, wenn der Strom durch eine Person fließt) erfolgt eine Auslösung. Welche Netzform (= betriebsgeerdeter Neutralleiter oder erdfreies Netz) vorliegt, ist dazu im Grunde egal. Beim Fw-Netz fehlt nur im Idealfall die zweite Erdverbindung, es kann daher beim ersten Fehler noch kein Strom am FI vorbei fließen, weil er nich zurückkommt zum Generator.
Andererseits stellt sich die Frage, ob ein erster Erdschluss überhaupt zeitnah bemerkt wird. Er äußerst im Fw-Netz ja zunächst keine Symptome, bis dann irgendwann ein zweiter fehler hinzukommt...
Ein anderes Problem ist, dass die Abschaltung beim zweiten Fehler bei Feuerwehrs und Co nicht immer so funktioniert, wie sie soll. In der Theorie führt ein Doppelfehler zu einem Kurzschlussstrom über den Schutzleiter, der die Automaten auslösen soll. Es sind aber Geräte im Umlauf (wink an die Bundeswichtel...), die nach glaubwürdiger Quelle massive Probleme haben, bei 100m Leitung noch einen ausreichend großen Strom zusammenzubekommen (und auch nicht die Spanung auf unter 50V einbrechen lassen). Gut, im Normalfall mit Fw-Stiefel & Co sowie intaktem Schutzleiter eher unschön als garantiert tödlich. Mit 'ner Tauchpumpe in der Hand möcht ich das im Wasser stehend aber nicht austesten... Hier ist so' DI von Vorteil, schaltet er doch bei wesentlich kleineren Strömen schon ab, selbst wenn sie nicht den Automaten werfen. Sei es nun, dass der Moppel sch*** konstruiert ist, oder bei einem direkten Berühren (durchgescheuerte Leitung etc.) der zweite Fehler gar keine Schutzleiterverbindung hat. Auch regelmäßige Prüfung der Betriebsmittel nach DIN VDE 0701-0702 hilft nur bedingt. Die Widerstände von Außen- und Neutralleiter werden dabei gar nicht kontrolliert, für die Schutzleiter sind den Normgrenzwerten nach viel zu große Werte möglich. Folglich kann jede Trommel für sich gemäß VDE 0701-0702 in Ordnung sein, während trotzdem dann in Kombination der Widerstand der Fehlerschleife größer als die zulässigen 1,5 Ohm ausfallen kann, womit eine Schnellabschaltung trotz Prüfung nicht mehr sichergestellt ist...
Schönheitsfehler dabei ist, dass der reine Differenzstromauslöser nur Fehler erkennt, die sich auf beide Seiten des RCD verteilen, da zum Ansprechen ein Strom an ihm vorbeifließen muss. Im Gegensatz zum Hausnetz, wo der erste Erdschluss in Form der Betriebserdung klar auf der Einspeiseseite liegt, ist der Ort des ersten Fehlers im Fw-Netz unbekannt. Man müsste jedes einzelne Betriebsmittel mit nem eigenen RCD versehen, um jede Fehlerkonstellation abzudecken. Nun hat ein klassischer DI im Gegensatz zum FI aber auch den Schutzleiter durch den Wandler geführt. Allerdings in entgegengesetzem Sinn gewickelt. Das heißt, kommt ein Fehlerstrom auf dem Schutzleiter zurück, hebt er den Strom auf der hinführenden Ader nicht auf sondern wird gleichsinnig nochmal drauf addiert. Macht also doppelte Empfindlichkeit gegenüber Fehlerströmen aus dem angeschlossenen Gerät selbst, die auf dem Schutzleiter den DI nochmal durchqueren sowie einfache Empfindlichkeit gegenüber zur Erde abfließenden Strömen. Und obendrauf auch eine einfache Empfindlichkeit für Ströme auf dem Schutzleiter, die von anderswo her stammen, aber über eine die (intakte) Pumpe berührende Person zur Erde abfließen würden.
IMHO sollte daher, sobald ein DI vorhanden ist, dieser IMMER zumindest in Verbindung mit der Pumpe (nasse Umgebung...) eingesetzt werden. Bestenfalls schadet er nicht, bietet nebenbei noch 'nen Schutz gegen unbeabsichtigtes Wiederanlaufen bei Spannungswiederkehr und in ungünstigen Konstallationen wie Spannung auf dem Schutzleiter-System oder schutzleiterloser Erdschluss oder versagen der Automaten bei sattem Doppelfehler bietet er einen zusätzlichen Schutz.
Soweit zum klassischen DI, heute auch als PRCD-K verkauft.
Etwas anders sieht's beim "PRCD-S" der Firma Kopp aus. Dabei handelt es sich nach meinem Wissen um die einzige derzeit auf dem deutschen Markt erhältliche Form eines bislang auch nur im Normentwurf existenten "SPE-PRCD" (Switched Protetive Earth - Portable Residual Current operated Device = Portabler Differenzstromschutzschalter mit geschaltetem Schutzleiter). Die Bezeichnung ist etwas irreführend, verfügt der klassische DI in seiner üblichen Form doch auch schon über eine Abschaltung des Schutzleiters, aber auch die bisher üblichen DI waren so nicht 100%ig genormt sondern nur in Anlehnung an VDE 0661 (?) gebaut.
Streng den aktuellen Regelwerken nach ist der PRCD-S die einzig zulässige Schutzeinrichtung, bei Stromentnahme aus dem Hausnetz. Ein klassischer DI erfüllt nicht alle Anforderungen. Besonderes Merkmal ist beim PRCD-S (selbst für Norm-SPE-PRCDs nach aktuellem Entwurf IIRC nur als Option vorgesehen) das aufrechterhalten der Schutzleiterverbindung, wenn eine Fremdspannung zum Beispiel durch Anbohren eingeschleppt wird. Der DI würde hier auslösen, da von dem getroffenen Stromkreis aus ein Schutzleiterstrom zum fließen käme. Der PRCD-S behält in diesem Fall die Schutzfunktion des Schutzleiters aufrecht, womit mit etwas Glück die Sicherung des getroffenen Kreises eben diesen ausschaltet sowie parallel zum Führer der Bohrmaschine ein großteil des Stroms abgeleitet wird, somit weniger durch den Pechvogel selbst hindurchfließt.
Okay, "aufrechterhalten" klingt nach tollem Extra-Feature. Isses aber eigentlich gar nicht, man hat schlichweg keine Erfassung des Schutzleiterstroms durch den Summenstromwandler vorgesehen. Stattdessen wird vor dem Einschalten geprüft, ob Außen- und Neutralleiter sowie Schutzleiter die korrekten Potentiale führen. Da man aber mangels festgelegter Polarität der Schuko-Steckdose nicht sagen kann, ob der Schutzleiter nun gleich dem Potential des linken oder rechten Lochs sein muss (der Neutralleiter war ja auch geerdet, somit keine nennenswerte Spannung zwischen Schutz- und Neutralleiter), würde man einen auf Außenleiterpotential liegenden Schutzleiter nicht erkennen, weist er zum einen Loch doch auch 230V auf, zum anderen (in diesem Fall dem Außenleiter aka Phase) jedoch 0V. Nur stehen hier dann 230V zwischen Schutzleiter und Erde an... Muss man also tricksen und hat den Einschaltknopf des PRCD ein wenig leitfähig gemacht. Nicht direkt mit einem Anschluss verbunden sondern mit ordentlichem Widerstand versehen, sodass auch bei falscher Belegung keine gefährlichen Ströme fließen können. Aber es reicht, um durch den kleinen Strom vom Einschaltknopf über den Bediener zur Erde feststellen zu können, ob der Schutzleiter dem echten Erdpotential entspricht und keine gefährliche Spannung führt. Erst dann lässt der PRCD-S sich einschalten.
Prima Schutzfunktionen in geerdeten Netzen. Nur für Feuerwehrs am Moppel wenig brauchbar. Da das Netz im Fehlerlosen Fall ja gar keine Erdverbindung hat, lässt sich durch die Prüffunktion des Einschaltknopfes der PRCD-S erst gar nicht einschalten. Selbst wenn es mal funktionieren sollte, wäre das aufrechterhalten des Schutzleiters bei Fremdspannung wenig wünschenswert. Denn so ein Moppel ist ja bestenfalls durchs Aufstellen auf der nassen Wiese geerdet. Somit alles andere als gut geerdet. Bohrt man jetzt am Moppelnetz 'ne Fremde Leitung an, wird über diese schlechte Erdung kaum ein genügend großer Strom fließen, um den getroffenen Stromkreis zum Abschalten zu bewegen. Stattdessen verteilt sich die Spannung auf alle angeschlossenen Betriebsmittelgehäuse. Ein DI vor der Bohrmaschine (ja, ich weiß, meist sind sie heute eh aus Plastik) würde auslösen, sobald irgendwo ein kleiner Strom zur Erde abfließen kann und damit die Spanungsverschleppung nur auf die Bohrmaschine beschränken. Hilft dem Bohrenden wenig, aber schützt zumindest die weitere Betriebsmittel berührenden Personen (zum Breispiel den Maschi der zum Moppel sprintet und abschalten will und ebenfalls die Spannung abbekäme).
Sofern DI vorhanden
=> IMMER vor dem kritischsten Arbeitsmittel (Tauchpumpe wegen Kontakt zum Wasser; handgeführte Werkzeuge, insbesondere Winkelschleifer/Sägen, die noch keinen integrierten Wiederanlaufschutz haben) einsetzen.
=> Überlegen bzw. mit FUK/GUV abklären, ob PRCD-S nachgekauft werden muss. Da die Forderung, nur Speisepunkte mit PRCD-S-Schutz zu nutzen eher unter organisatorische Maßnahmen fällt, kann man sich nur sehr bedingt auf "DI wurde damals den Normen entsptrechend gekauft und hat daher Bestandssschutz" berufen.
Wenn PRCD-S vorhanden
=> lässt sich nur in geerdeten Netzen verwenden.
=> Überlegen/Abklären, ob für Feuerwehrs mit fast immer eigenem Strom der PRCD-K aka alter DI nicht insgesamt die bessere Variante darstellt, als zwei verschiedene Typen inklusiv entsprechender Verwirrung, wann welcher einzusetzen ist oder im fast immer genutzten Moppelnetz ganz ohne Differenzstromschutz zu arbeiten.
schönen Gruß,
Thorben
 Beitrag inhaltlich zustimmen / ablehnen
|