Geschrieben von Paul M.Als Beckstein seinerzeit in Regensburg das Programm mit den Integrierten Leitstellen vorgestellt hat, war schon die Rede davon, dass genauso viele integrierte Leitstellen wie Polizei Einsatzzentralen in Bayern mal das erklärte Ziel seien.
Grundsätzlich halte ich die ILSen für einen der größten Fortschritte die wir im bayerischen Rettungswesen die letzten Jahre gemacht haben. Es ist aber immer eine Abwägung:
Je größer das Gebiet, desto weniger Details kann man kennen. Wärend man bei unter 30 Rettungsmitteln Schichtzeiten, Besonderheiten und groben Ausrückebereich im Kopf hat wird das bei 100+ Rettungsmitteln fast unmöglich. Zur Kompensation benötigt man ein hochwertiges Leitstellensystem, gut gepflegte Datensätze und alles gepaart mit hoher Verfügbarkeit.
Zur Ortskunde: Klar kennt man nicht jede Milchkanne, eine grobe Landkarte aller Rettungswachen, Wasser- und Bergrettungsstationen sollte man aber schon noch im Kopf haben können. Andernfalls wird Technikausfall zum Fiasko. Bei der Pol fällt das nicht so ins Gewicht, da die EZen keine direkte Disposition durchführen. Die Inspektionen arbeiten recht eigenständig.
Andererseits können größere Leitstellen Spitzenlasten besser abfangen. Erfahrungsgemäß sind selbst Flächenlagen nicht überall gleich schlimm. Auch 24/7-Techniker kann man sich in einer großen ILS eher leisten.
Diese Zentralisierung wird nicht heute oder morgen kommen, aber sie wird kommen. Und außerdem wäre Eure Leitstelle nicht die erste Investition in Bayern, die gemacht wurde, obwohl sie durch andere Entscheidungen nicht mehr erforderlich war.
Ich denke der Kostendruck könnte schon noch ein paar ILSen fusionieren lassen. Mit den ganzen Zusatzanforderungen (Vernetzung, Notfallregister, Telenotarzt, TETRA...) steigt auch der Kostenaufwand pro ILS. Dünn besiedelte Gebiete (damit wenig Notrufe -> wenig Disponenten -> hohe relative Kosten) sind da ganz oben auf der Liste.
10 ILSen für Bayern wären aber in meinen Augen zu wenig. In den Bergleitstellen gibt es im Winter einen eigenen Disponenten nur für die Skigebiete, langeweile kommt bei diesem nicht auf.
Ebenso wollte Beckstein, dass generell nur die ZRF die Betreiber der Leitstellen sein sollen und keine Dritten mehr damit beauftragt werden. Dies konnte jedoch politisch nicht durchgesetzt werden, weil einige Gebietskörperschaften dadurch die Aushöhlung der kommunalen Selbstverwalltung befürchteten.
Weder das BRK noch die Feuerwehren werden sich ihre Leitstellen nehmen lassen wollen. Das ist Politik. Nachdem keine ILS ihre Arbeit wirklich schlecht macht gibts wenig Argumente dafür.
Viele Grüße
Adrian
Dieser Beitrag stellt einen Auszug meiner aktuellen Meinung dar. Diese muss nicht zwangsläufig mit der offiziellen Meinung meiner Dienststelle/HiOrg korrelieren.
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