Ich überlege auch oft, ob diese Anschaffung von AB-Hygiene oder gleich Hygienefahrzeugen wirklich so klug und notwendig ist, ob man hier (aufgrund richtiger Überlegungen!) etwas in der Feuerwehrwelt nachsteuert, oder ob man, was halt auch oft passiert, nach der Feststellung, man könnte vielleicht die Richtung etwas korrigieren, gleich das Ruder um 180° herumgerissen hat und am nächsten Kapitel des Roten Hefts "Feuerwehrdekadenz" schreibt.
In den letzten Jahren haben sich vielerorts schon Hygienestationen an den LFs bis runter zu den TSFs verbreitet. Werden die so oft genutzt, wie man könnte? Ersatzkleidung ist bei uns auch schon ein Grundstock auf jedem TSF, kann man auch im größeren Stil von der entsprechend ausgestatteten Kleiderkammer nachführen, MZF oder GW-L gibts doch zu Hauf? Und wenn man bei deren Beschaffung einen Spiegelstrich mehr auf dem Zettel hatte, ermöglichen die auch eine vernünftige Umkleide vor Ort. Toilette? Ja, habe ich schon öfters bei Einsätzen vor Ort begrüßt. Nette Nachbarn, kurze Wege zu gemeindlichen Einrichtungen, wenns erkennbar länger wurde vielleicht auch mal extern bestellt... dürfen da heute die Funker des ELW, die aus Langeweile zu viel Kaffee getrunken haben, auch undekontaminiert noch beim Nachbarn klingeln?
Es war, so mein subjektiver Eindruck, immer viel mehr Hygiene und Komfort möglich, als die Feuerwehrwelt dann tatsächlich genutzt hat. Dann gerät das Thema plötzlich etwas stärker in den Fokus, zwei Jahre später steht der 18to Gerätewagen-Hygiene für 500.000 + x neben dem GW-PSA der Kleiderkammer und dem GW-Toitoi beim Zimmerbrand, drei Löschzüge werden hinterher vor Ort perfekt schwarz-weiß getrennt durchgeputzt das jede Dekon-P-Einheit ein Tränchen verdrückt, dann rücken die ab, sofort zum Catering in die Wache (weil man ist ja schon so sauber) und fahren später zum nächsten Einsatzort, um dort tapfer wieder das gleiche Strahlrohr, Funke oder Lämpchen anzupacken, das nach dem letzten Einsatz maximal etwas fürs grobe mal nen Lappen gesehen hat.
Geben da vielleicht Wehren/Kommunen massiv Geld aus, um auf dem Papier perfekte Konzepte umzusetzen, bei denen am Ende auch keine 100% Zielerreichung herauskommen kann, dafür ein etwas arg vernachlässigter Anteil Scheinsicherheit enthalten ist?
Und während die ersten Hygiene-Facheinheiten eigene ELW bestellen, weil ja auch viel Dokumentationsarbeit festzuhalten ist, wer heute wessen Unterhose bekommen hat, füllt sich die Erinnerungstafel von Feuerkrebs trotzdem ungebremst weiter - das kommt mir irgendwie gar nicht so abwegig vor, wenn ich mir diese arg flotte Technisierung des Hygiene-Themas so anschaue.
"Experten sind Leute, die 99 Liebesstellungen kennen, aber kein einziges Mädchen"
(Didi Hallervorden)
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